Entlastung
An der Uni Kassel ist die Arbeitsbelastung in vielen Bereichen zu hoch. Dies zeigt sich bei Umfragen oder Gesprächen mit den Kolleg*innen immer wieder erneut. Fehlende systematische Personalentwicklungs- und Personalplanungskonzepte, veraltete Tätigkeitsbeschreibungen, realer oder behaupteter Kostendruck durch die starke Drittmittelabhängigkeit, Befristung und der permanente Verweis auf Sparzwänge führen zu Abbau und Nichtwiederbesetzung von Stellen – und damit zur Belastung der übrigen Beschäftigten.
In der Verwaltung wird beobachtet, dass durch die Einführung neuer Systeme Prozesse doppelt angelegt werden, anstatt sie zu vereinfachen. So z.B. durch die Einführung der Bestellungsverwaltung mit SAP. Auch Unrealistische Zielvorgaben, unklare Aufgabenverteilungen und befristete Arbeitsverhältnisse führen zu Arbeitsverdichtung und damit zu mehr Belastung.
Dabei hängen Überlast und Befristung eng zusammen: Drittmittelbeschäftigte müssen in der Regel noch während der laufenden Projekte neue Projekte beantragen und/oder alte zu Ende abwickeln, jeweils unbezahlt. Gleichzeitig wird häufig erwartet, sich neben der Projektarbeit auch in Prozesse am Fachbereich wie Lehre und Prüfungen einzubringen, auch wenn dies nicht Teil der Tätigkeitsbeschreibung ist. Fallen Drittmittelbeschäftigte weg, weil z.B. kein Geld mehr da ist, wird die Arbeit auf die anderen Kolleg*innen verteilt. Deren Belastung steigt.
Befristete wissenschaftliche Kolleg*innen müssen ihre Qualifikationsarbeiten zudem häufig in der Freizeit schreiben, obwohl ihnen laut Arbeitsvertrag dafür Arbeitszeit zur Verfügung steht. Bereits die laufende Arbeit (Mitarbeit im Fachbereich/-gruppe etc. sowie Lehre und Betreuung) nimmt mehr als die bezahlte Arbeitszeit in Anspruch. Dies kann je nach Situation in den einzelnen Fachgebieten unterschiedliche Ausmaße annehmen. Aufgrund der feudalen Abhängigkeitsbeziehungen (Befristung und wissenschaftliches Betreuungsverhältnis zur*m Vorgesetzten) sehen viele Kolleg*innen keine Möglichkeit zum Widerspruch. Zudem stehen diese Kolleg*innen unter hohem Publikations- und Präsentationsdruck, um Chancen für eine Weiterbeschäftigung im Unisystem zu haben. Die tariflich vereinbarte Arbeitszeit wird oft überschritten, da die Summe der Aufgaben, insbesondere auch mit hoher Lehrverpflichtung, in der Arbeitszeit nicht zu leisten ist.
Entlastung kann angesichts dieser Situation durch mehr Personal geschehen, durch andere Finanzierungsmodi (Abkehr von Drittmitteln), durch Entfristung, durch Überprüfung der Aufgaben, durch eine Demokratisierung der Fachgebiete (Eingrenzung der professoralen Macht) und durch Solidarität unter den Kolleg*innen, die sich gemeinsam z.B. gegen zu hohe Zielvorgaben wehren. Dazu gehört auch, dass Kolleginnen und Kollegen Überlast durch entsprechende Anzeigen sichtbar machen.
In der 4-E-Kampagne setzen wir uns für die Entlastung der Universitätsbeschäftigten ein. Ihr seid herzlich eingeladen, mitzumachen!