Entfristung
Befristung und damit permanente Unsicherheit prägen den Arbeitsalltag der meisten Beschäftigten im Wissenschafts- aber auch im technisch-administrativen Bereich: Die ständige Sorge um beruflichen Perspektiven produziert Angst, Stress, unbezahlte Mehrarbeit sowie Konkurrenz. Kurzgesagt: Sie macht krank.
Offiziell beziffert die Universität Kassel das Personal 2021 auf 3.306 Personen. Davon sind nur knapp 10 Prozent reguläre Professor*innen, die überwiegend auf verbeamteten Vollzeitstellen arbeiten. Der Großteil des Hochschulpersonals (ca. 90%) sind wissenschaftliche sowie administrativ-technische Mitarbeiter*innen, die häufig mit Teilzeitverträgen und befristet angestellt den Universitätsalltag am Laufen halten. Bei wissenschaftlichen Kolleg*innen reichen die Vertragslaufzeiten von wenigen Monaten bis hin zur 3-4 Jahresverträgen. . Studentische Hilfskräfte tauchen in der Statistik gar nicht auf, weil sie als Sachmittel und nicht als Personal gelten und ausschließlich befristet angestellt werden (siehe Eingliederung).
Das Befristungsunwesen ist nicht nur unfair, sondern auch in höchstem Maße ineffizient. Ständige Wechsel in der Personalstruktur bedeuten, dass gewonnenes Wissen und Erfahrungen von ehemaligen Mitarbeitenden verloren gehen und eine verlässliche Betreuung und Ansprache für Studierende häufig nicht gewährleistet werden kann. Befristung verhindert auch qualitativ hochwertige Forschung und Lehre, etwa indem sie verlässliche Kooperation behindert oder den Aufbau von Wissen und Kapazitäten innerhalb der Belegschaft begrenzt. Befristung frisst Arbeitszeit, da sie die Kolleg*innen drängt, vielfach aussichtslose Forschungsanträge zu schreiben statt tatsächlich aktiv zu forschen. Darüber hinaus steht sie dem Ideal einer demokratischen Hochschule entgegen, weil ein Großteil der Beschäftigten durch befristete Verträge abhängig von der kleinen Gruppe der Professor*innen und damit erpressbar ist, kaum in den Gremien vertreten wird oder aufgrund der Vertragslaufzeit nicht die Zeit zur Gremienarbeit hat.
Eine konsequente Entfristung bedeutet Dauerstellen für Daueraufgaben. Diejenigen, die die Hochschule am Laufen halten, sollten für ihre Arbeit entsprechend anerkannt werden – dazu gehören sowohl eine verlässliche Beschäftigungsperspektive als auch realistische Tätigkeitsbeschreibungen (siehe auch Entlastung).
Wichtig ist, dass Beschäftigten, die Daueraufgaben übernehmen, gemeinsam für eine umfassende Entfristung aller Stellen eintreten, damit die Hochschulleitung ihre Position ändern muss. In der 4E-Kampagne setzen wir uns gemeinsam mit Uni Kassel unbefristet für eine Abkehr vom Befristungsunwesen an unserer Universität ein.